Liebe Basketballfreunde,

in dem nun dritten Teil unserer TGS Interview Serie konnte ich (Ortwin Schneider, 36) mich dem „Verhör“ von Alexander Nürnberg und weiteren Beteiligten nicht entziehen, und wurde selbst interviewt…..

Alex: Wir befinden uns hier auf der verspäteten Weihnachtsfeier der Just For Funner, Herren 2 und auch einiger Kollegen der Herren 1. Wie gehts dir nach dem recht klaren Sieg gerade im Bier „Pong“?

Ortwin: (lacht)… Wie immer den letzten entscheidenden Wurf gemacht, getroffen, der Gegner ist besoffen…. wir haben gewonnen.

Alex: Wer trifft, hat recht. War ein großer Druck auf deinen Schultern beim letzten Wurf?

Ortwin: Ja schon, besonders nachdem mein Teamkollege und  Coach (Marcus Kraus) ein bissi geschwächelt hat in der Endphase, hat die letzten 8 von 10 versemmelt…. Da musste ich dann mal nachlegen.

Alex: Und am Ende zählt der Sieg, super! So, dann mal Spaß beiseite. Wie alt bist du?

Ortwin: Ich bin ganze 35 Jahre jung, allerdings nur noch zwei Monate, dann wird wieder upgelevelt.

Alex: Okay, dann beruflich, was machst du beruflich?

Ortwin: Also ich hab Informatik studiert und arbeite aktuell als Bereichsleiter in der Softwareentwicklung. Ich beschäftige mich also den ganzen Tag, besser Arbeitstag, mit Softwareprojekten und Technologien und dem Entwickeln bzw. Programmieren von individuellen Lösungen für Kunden.

Alex: Yeeeaaaahhhhh. Ich weiß das ist eine Frage, die man nicht stellt, aber ich würde mal sagen das Geld stimmt?

Ortwin: Es ist in Ordnung, man kann davon leben, gelegentlich kann man sich sogar ein Bier davon leisten (schmunzel)

Alex: Also es in Ordnung?! Das Studium bereust du nicht und mit dem Job ist auch alles ok. Bist du glücklich in deinem Job?

Ortwin: Ja, weitestgehend! Es gibt natürlich auch immer die Tage, an denen ich lieber was weiß ich, Ziegenhirte in Bulgarien oder Hummerkrabbenfischer wäre, aber ich denke, das ist normal. Im Großen und Ganzen bin ich mit mir und dem was ich mache ganz glücklich, und bin in der Regel auch immer gut drauf.

Alex: In deinem Alter gehe ich davon aus, dass du verheiratet bist, oder wie sieht es da bei dir aus?

Ortwin: Interessante Frage… Also ich bin nicht verheiratet, bin aber seit exakt einem Monat und zwei Wochen verlobt.

Alex: Das freut mich! Das wussten wir noch gar nicht, darauf müssen wir jetzt erst mal anstoßen, Prost! (Ungefähr 10 Leute stoßen lautstark im Hintergrund an… danach 5 Minuten Interviewunterbrechung wegen diversen „Trinkpausen“)

Alex: Okay, dann machen wir weiter. Bist du auch wie ich streng katholisch aufgewachsen?

Ortwin: Ich bin nicht streng katholisch, sondern evangelisch aufgewachsen. Ich bin vor 8 Jahren aus der Kirche ausgetreten, weil ich die Art und Weise, wie die Kirche die Religion vermittelt und praktiziert, für mich persönlich als sehr fragwürdig erachte.

Alex: Also es ist nicht dein Lifestyle, kann man das so sagen. Du lebst es nicht so?

Ortwin: Naja, ich bin grundsätzlich nicht ungläubig, nur nicht in dieser Form eben, die ich für sehr widersprüchlich und für überholt halte.

Alex: Wie oft gehst du in die Kirche?

Ortwin: Gar nicht.

Alex: Ich auch nicht. So, jetzt aber Basketball!! Wie lange spielst du schon Basketball?

Ortwin: Ich habe mit Basketball im Alter von 6 Jahren angefangen. In der ersten Klasse in der Grundschule gab es eine Basketball AG, da hab ich mitgemacht und es hat mir sofort Spaß gemacht. Ich glaube, dass war damals F-Jugend oder so. Irgendwie lustig, 10 ganz Kleine auf dem Feld, die wie eine Traube um einen kleinen Ball gewuselt sind. Wenn da einer vielleicht jedes dritte Training mal ein Korb gemacht hat, war das vom Gefühl wie der Gewinn  einer Weltmeisterschaft, ich kann mich da noch gut erinnern. (lacht)

Alex: Du bist immer noch beim Basketball geblieben, das heißt, du liebst den Basketball?

Ortwin: Ich liebe Basketball mehr als alles andere, definitiv!

Alex: Mehr als deine Verlobte?

Ortwin: Hmmmm…… es ist auf nem ähnlichen Niveau (grins), naja die Verlobte vielleicht doch ein bisschen mehr. Aber was Sport angeht, da gibt es für mich nichts über Basketball!

Alex: Hattest du jemals den Traum in die NBA zu kommen?

Ortwin: Definitiv hatte ich diesen Traum, wie wahrscheinlich jeder. Den hab ich auch die ganze Jugendzeit gehegt, sag ich mal. Damals dachte ich schon, dass man das packen kann. Ich war irgendwann mit 13 oder 14 in Mannheim auf dem Albert Schweizer Turnier, also der Junioren Weltmeisterschaften im Basketball, mit meinem damaligen Coach. Die ganzen Jungs, unter anderem war da auch Jermaine O‘ Neal dabei, und weitere spätere NBA Spieler, haben damals in dem Alter von 16 oder 17 eine wahnsinnige Show abgeliefert. Da waren unglaubliche Dunks und Spielzüge dabei mit einer Geschwindigkeit und Athletik….. o mein Gott!! Sowas hatte ich vorher noch nie gesehen. Es war im Prinzip eine ganz andere Sportart. Nach dem Turnier habe ich dann wirklich gewusst: NBA ist vorbei!! Definitiv vorbei!

Alex: Wer war dein Coach damals?

Ortwin: Mein damaliger Coach hieß Rudolf Kubica, er ist für mich auch heute noch ein Vorbild, schon fast eine Legende. Er hatte bei uns damals bei den ersten Herren, in der Regionalliga, ich meine auch irgendwann in der zweiten Bundesliga, gespielt. Er hat unglaublich viel mit uns gemacht, im Sommer mehrwöchige Basketball Camps bspw. in Tschechien und so weiter. Bei ihm hab ich die ganzen Basics und den Sport an sich gelernt. Ansonsten war es schön mit Basketball in den 90ern groß geworden zu sein. Mit Michael Jordan und den Chicago Bulls, Charles Barkley, Hakeem, Karl Malone, Pat Ewing etc.

Alex: Das glaub ich. Wann hast du in Seligenstadt angefangen zu spielen? 

Ortwin: Ich glaube, das war vor so vier Jahren. Kurz zurück, also ich hatte damals im Alter von ungefähr 19 Jahren aufgehört Basketball zu spielen, wegen Abitur, Partys, später dann Uni und so weiter. Im Grunde war alles andere wichtiger. Im Nachhinein war das total dumm und ärgerlich, weil ich zu dem Zeitpunkt eigentlich richtig gut drauf war. Meine ganzen „Zwanziger“ habe ich dann gar kein Basketball mehr gespielt, außer vielleicht alle zwei Jahre mal ne Runde Streetball mit ein paar Jungs. Bis ich dann nach Seligenstadt gezogen bin, und nach einem sportlichen Ausgleich zum Job gesucht habe. Da bin ich dann auf die TGS gestoßen, habe einfach mal angerufen, und bin dann beim Andre und den damaligen zweiten Herren gelandet (lacht). Im Grunde habe ich im zarten Alter von 32 Jahren nochmal ganz neu angefangen zu spielen.

Alex: Und die Entscheidung in Seligenstadt Basketball zu spielen hast du nicht bereut?

Ortwin: Auf keinen Fall! Also was ich in Seligenstadt wirklich cool finde, das sind definitiv die Leute, und zwar allesamt egal aus welchen Teams! Ganz ehrlich, in meinem Alter hab ich nicht mehr die Ambition wirklich noch was erreichen zu wollen, mir geht es da eher um den Spaß und einfach ein bisschen zocken. Allgemein lege ich natürlich schon Wert auf guten Team Basketball und ich mag auch den Wettbewerb. Aber es muss halt auch immer noch Spaß machen. Und das tut es! Und letztlich ist das der Verdienst aller in unserem Verein. Ich glaube, es gibt nicht sooo viele Vereine, in denen ein derart gutes Miteinander gepflegt wird. Vielleicht sollte man der TGS Basketballabteilung dafür mal einen „Social“ Award verleihen. (lacht)

Alex: Was ist heute bei TGS anders im Vergleich zu den Vereinen in deiner Jugendzeit?

Ortwin: Hmm, was ist anders… Also, wir haben damals z. B. viel mehr Basics geübt, und das immer wieder. Und das ganze lief auch irgendwie disziplinierter ab. Also mit Basics meine ich beispielsweise das Dribbling, vernünftige Pässe geben, Täuschungen, den Ball richtig schützen, die Beinarbeit für den Wurf, richtige Wurfbewegung, Postmoves und so weiter. Im Grunde stellen diese Basics das Fundament auf denen man dann aufbaut mit Spielzügen etc. Bei der TGS sehe ich gelegentlich, dass diese Basics nicht immer so ausgeprägt sind, wenn man das so sagen kann.

Alex: Okay, verstehe. Hast du in dem Bezug irgendwelche Basketball „Weisheiten“, die du uns mitteilen kannst?

Ortwin: Also Weisheiten bestimmt nicht, bin ja kein Guru, aber ich geb dir meine persönliche Top 10:
1. Drei Punkte sind mehr als zwei Punkte! Entsprechend ist ein langer Zweipunktwurf immer die schlechteste Option.
2. Der Freiwurf ist der einfachste Wurf. Es hängt leider oft an der Trefferquote, deswegen üben!
3. Die höchste Trefferquote ist in Korbnähe, deswegen zum Korb penetrieren. Das erhöht auch die Chance gefoult zu werden.
4. Die meisten Würfe sind zu flach! Versuchen hoch zu werfen, das erhöht die Trefferwahrscheinlichkeit deutlich.
5. Das wichtigste beim Wurf ist die Beinarbeit.
6. Die Dribblings sind in der Regel zu lasch. Deswegen immer hart dribbeln. Wenn man sich verdribbelt sollte der Ball idealerweise nach oben wegspringen.
7. Das gleiche gilt für Pässe. Die sollten auch immer hart und fest ausgeführt werden und meiner Meinung nach NIE über Kopf, es sei denn man heißt Kevin Love. Ich bin auch grundsätzlich kein Freund von langen Pässen.
8. Jeder Spieler auf dem Feld sollte Korbgefährlich sein. Hört sich einfach an, ist es aber nicht.
9. Die Defensive ist der Schlüssel in jedem Spiel, diese Meinung teile ich zu 100%.
10. Teamplay ist das aller wichtigste! Die San Antonio Spurs von 2014 haben das meisterhaft vorgeführt. Genau so geht Team Basketball. Vertrauen in die Mitspieler haben, immer die bessere Option suchen und die Extra Pässe geben….

Alex: Schneiders Top 10, Prost!

Ortwin: Ja, ich bin so der krasse Prophet, oder?! Prost! (lacht)

Alex: Hast du noch so einen auf Lager?

Ortwin: Du kannst die Qualität eines Spielers durch die Kombination seiner Technik mit der Geschwindigkeit definieren. So, jetzt hast du sogar 11 Kostbarkeiten. O Gott, komm ich mir gerad doof vor….

Alex: Abgefaaahren…. ne, wirklich, sehr cool, danke. (Jones klinkt sich ein)

Jones: Also was mich noch interessieren würde, wer waren denn in den 90ern so deine Favorite Player und wer ist es heute? Wer ist dein Vorbild? Von wem träumst du nachts wenn du unter der Dusche bist? (großes Gelächter)

Ortwin: (lacht) Nachts unter der Dusche…. o man, ihr habt sie nicht mehr alle. Ich hoffe, dass ich nachts andere Dinge träume! Nein, welches waren meine Lieblingsspieler? Natürlich schon mal Michael Jordan, der Junge hat damals wirklich alles gerockt! Keine Frage, MJ, Scottie Pippen, Dennis Rodman… die Bulls von damals haben echt was gerissen. Ich war auch schon immer von Magic Johnson angetan, ein wirklich intelligenter Spieler und Passgeber. Einer der größten war für mich aber immer Allen Iverson. Der war einfach eine Maschine auf dem Feld. Offensiv, Defensiv, mit seinem Killer Crossover, unglaubliche Sprungkraft und pure Leidenschaft zu dem Sport. Und das, bei der Größe, ich glaube 183cm. Also das hat mir schon mächtig imponiert! Als Center war und ist Shaquille O’Neal für mich das Maß der Dinge!

Alex: Und wie sieht es aktuell aus?

Ortwin: Unglaublich gut finde ich zur Zeit Stephen Curry, was für ein Shooter! Sensationell finde ich auch Anthony Davis von den Pelicans. Der hat noch eine Mega Zukunft vor sich, da bin ich mir sicher. Natürlich ist auch Kyrie Irving in meiner aktuellen Top Liste vertreten. Ich muss sagen, ich hab auch einen gewissen Hang zu Kevin Durant und Kevin Love, die finde ich beide auch extrem gut und vielseitig. Lebron James oder Melo langweilen mich hingegen.

Alex: Was hältst du von Dennis Schröder?

Ortwin: Also ich freu mich für ihn, dass er es soweit geschafft hat. Er wurde also neuer Rondo angekündigt, aber man muss abwarten. Die erste Saison hat er ein bisschen versemmelt. Er macht einfach zu viele Turnover momentan. Aber abwarten, er ist noch sehr jung und hat wirklich Potential!

Alex: Ich denke, dass er noch groß rauskommt, aber mal sehen. Jetzt aber mal weg vom Basketball. Was machst du privat?

Ortwin: Ganz allgemein ist meine private Zeit, natürlich auch Job bedingt, relativ begrenzt. Ich habe beispielsweise mal Wing Tsun gemacht, eine chinesische „Kampfsportart“. Auch Judo und Taekwondo war mal dabei. Aktuell interessiere ich mich für Fotografie und Gitarre spielen.

Alex: Wer ist denn dein Lieblingsgitarrist?

Ortwin: Hm, unter den Lebenden ist das Eric Clapton. Aber da gibt es schon einige richtig gute, Sanatana, Joe Bonamassa….

Alex: Okay, zockst du eigentlich Konsolen?

Ortwin: O ja! Immer noch sehr gerne, muss ich sagen.

Alex: Welche?

Ortwin: Ich bin immer noch ein alter Nintendo Anhänger. Zelda und Mario habe ich schon immer geliebt, sonst ganz allgemein Rollenspiele. In Mario Kart bin ich bspw. ein kleiner Freak und zock da die Japaner ab (lacht). Aber auch PS4 und XBox sind natürlich dabei.

Alex: Dann sag ich schon mal Danke für das Interview. Was willst du den Leuten der TGS noch sagen zum Schuss?

Ortwin: Ich möchte mich für die freundliche Aufnahme und die ganzen tollen Momente in diesem Verein bedanken, und wünsche der TGS in allen Belangen natürlich weiterhin viel Erfolg. Von der menschlichen Seite kann ich nur sagen: Bleibt so wie ihr seid!